Muss meine Wärmepumpe gewartet werden?

Und wenn ja: wie oft?

 

Gerne wird sie empfohlen: Die regelmäßige Wartung, die Schäden an der Wärmepumpe vermeiden und Kosten senken soll. Zeitgleich gelten Wärmepumpen als wartungsfrei und sollen Unabhängikgeit versprechen.
Was ist also richtig? Dies wollen wir anhand des Grundprinzips der Wärmepumpe und beispielhafter Berechnungen aufzeigen.

 

Der Kältekreislauf

Eine Wärmepumpe ist ein geschlossenes System. Das Medium in den Kupferleitungen, das sogenannte Kältemittel, entzieht Energie in Form von Wärme der Umwelt und gibt diese an einen anderen Körper ab: den Wärmetauscher. Dabei wird das Energieniveau des Trägermediums erhöht. Bei der Wärmepumpe wird diese Arbeit von dem Verdichter, der Motor, verrichtet. Die Entspannung und das Senken des Energieniveaus verrichtet die sogenannte Drossel. Der Wärmepumpenkreislauf ist komplett geschlossen, es kann also prinzipiell nichts, kein Stoff, keine Verunreigung von außen hineingelangen.

 

Warum ein geschlossenes System warten?


Eine gesetzliche Regelung zur Anlagenwartung gibt es nur bei bestimmten Wärmepumpen: bei der Verwendung von Kältemitteln mit einem hohe GWP-Index wie z.B R410a ab einer Füllmenge von 1,5 Kilogramm oder bei Anlagen mit mehr als 7,5 Kilogramm Kältemittel im gesamten Heizsystem. In vielen Ratgebern wiederum liest man, dass Wartungen am besten jährlich durchgeführt werden sollten, weil sich schon kleinere Verschmutzungen oder Abweichungen innerhalb des Systems negativ auf die Heizleistung und die Wirtschaftlichkeit der Wärmepumpe würden. Dies ist zwar prinzipiell richtig, nur ist eine Wärmepumpe als Heizsystem grundsätzlich so ausgelegt, dass Undichtigkeiten, die die Ursache von Verunreigungen sind, gar nicht erst entstehen dürfen.

Wir empfehlen deshalb:

  1. Eine fachgerechte Planung, Auslegung sowie Installation ist Grundlage für ein einwandfreies Funktionieren des Gesamtsystems. Ist dies erfolgt, besteht kein Anlass für regelmäßige Wartungen.
  2. Von uns sowie von der BAFA empfohlen: Der Systemcheck nach einem Jahr. Hierbei wird durch Tests und Prüfung der ersten Betriebskostenbrechnung ermittelt, ob die Wärmepumpe die erwartete Effizienz einhält und wie geplant funktioniert. Dies kann bei Bedarf und zur Kostenersparnis auch in telefonischer Abstimmung erfolgen.
  3. Service auf Bedarf: Pauschal raten wir nicht dazu, jedes Jahr einen Systemcheck durchzuführen. Sinnvollere Zeitintervalle liegen, wenn man sich überhaupt festlegen kann/darf bei 3-4 Jahren, sofern aus gegebenen Gründen (gestiegene Kosten etc.) Anlass dazu gegeben ist. Deshalb kann es gerne auch passieren, dass ein Service erst nach über 10 Jahren erfolgt, weil das System bisher zuverlässig läuft und wenig Kosten produziert hat.

 

Eine Vergleichsrechnung:

Annahme:
Ein Standardmäßig gut gedämmtes Haus (unterer KfW Standard)
Größe: 180 m², 4 Personen im Haushalt, 8 kW Heizleistung

Rechnung:
8 kW Leistung*2100 Betriebsstunden/4,5 Jahresarbeitszahl*0,21 Euro Strompreis je kWh
= 784 Euro Heizkosten/Jahr

Ergebnis:
Die zu erwartenden jährlichen Heizkosten liegen bei 784 Euro.

Kostenvergleich zum Service:
Servicekosten: Durchschnittlich 350 Euro*4 Jahre = 1400 Euro Kosten
Schnittpunkt, bei der die Heizkosten zu hoch sind: 350 Euro / Jahr

Das bedeutet, dass die Wärmepumpe fast 50 Prozent über der geplanten Effizienz heizt. Eine solche Effizienzeinbuße fällt schon beim ersten Systemcheck nach einem Jahr auf, spätestens jedoch zur ersten Heizkostenabrechnung. Der Vergleich zeigt auch, dass ein jährlicher Systemcheck das mögliche Einsparpotenzial gegenüber einer Gasheizung nicht rechtfertigen würde. Ein jährlicher Systemcheck würde sogar das jährliche Einsparpotenzial gegenüber einer Gasheizung halbieren, denn der würde bei diesem Haus bei etwa 650 Euro liegen.


Schwachstelle Verdichter?

Der Verdichter, der als Antrieb einer gewissen Abnutzung unterliegt, darf als einziges Verschleißteil gesehen werden, denn er verrichtet physikalische Arbeit. Die Lebensdauer eines Verdichters beträgt jedoch meist mehrere Jahrzehnte. Wichtig für seine möglichst lange Lebendsdauer ist, dass er nicht zu hohen Belastungen unterliegt. Deshalb ist eine korrekte Dimensionierung des Gesamtsystems auf den Nutzbedarf wichtig.

 

Sensible Bauteile schützen?

Sensible Bauteile, so liest man oft, können durch eine Wartung ebenfalls vor Beschädigungen bewahrt werden. Auch das stimmt nur bedingt, weil die sensiblen Bauteile nur unter Leckagen Geahr laufen, kaputt zu gehen - eine Leckage bedeutet jedoch, dass das Gesamtsystem nicht nur gewartet, sondern repariert werden müsste. Und das merkt der Nutzer sehr rasch daran, dass seine Heizung nicht mehr richtig warm wird oder sich das System zum Schutz selbstständig ausschaltet.

 

Dichtheitsprüfungen?

Dichtheitsprüfungen müssen gesetzlich bei Anlagen mit mehr als 3 Kilogramm Kältemittel oder bei Verwendung von umweltfreundlichen Kältemitteln (z.B. R32) bei 7,5 Kilogramm, jährlich durchgeführt werden. Achten Sie deshalb darauf, eine Anlage auszuwählen, die diesen Wert unterschreitet.

 

Fazit: System und Stromverbrauch beobachten

Das Fazit ist: Ja eine Wartung ist sinnvoll, aber nicht jedes Jahr. Viel sinnvoller für den Nutzer ist es zu prüfen, ob
1. der Verbrauch der Wärmepumpe im Nutzerrahmen liegt oder zu hoch ist (anhand der Stromkosten) oder
2. es Auffälligkeiten (Geräusche vom Verdichter, Klackern von Relais/Ventilen) gibt.

Ein Systemcheck, bei dem auch Druck und Temperatur des Gesamtsystems abgeglichen werden, gibt Sicherheit und Gewissheit. Dieser sollte aber weniger einem kurzfristigen Zeitintervall wie einem Jahr unterliegen, denn hier liegt der Aufwand eindeutig über dem Nutzen. Die Wartung sollte dann umgesetzt werden, wenn man merkt, dass sich Nutzzahlen verändert haben.

 

Fernwartungen mit Smart-Home

Moderne Systeme ermöglichen eine Ermittlung des Zustands auch per Internet. Durch Meßsensoren werden die Temperaturen und Drücke des Kreislaufes ermittelt und an die Steuerung weitergegeben. Vom Techiker werden die Messdaten ausgewertet und mögliche Fehler sofort erkannt. Entweder behebt der Techniker den Fehler über die Einstellung der Bauteile aus der Ferne oder es wird vor Ort repariert. Diese Herangehensweise hat einen großen Vorteil: Der Handwerksbetrieb kann sich entsprechend vorbereiten, effizienter kalkulieren und den Fehler rasch wieder beheben.